Wer morgens um 06:00 Uhr beim ersten Augenöffnen diesen Blick genießen darf (dann allerdings mit Sonne von hinten, das Bild zeigt die Abendszenerie), hat sicherlich keine Startschwierigkeiten. Wir hatten uns im Garten von Aline und ihrem Mann eingerichtet. Der Garten der beiden Holländer gibt wirklich was her, einen weicheren Untergrund hatten wir noch nicht.

Auch das „beste Frühstück an der Küste Norwegens“, wie Aline es nennt, erfüllte alle Hoffnungen. Von dem im Bild sichtbaren Angebot blieb fast nichts übrig. Für eine sportliche erste Etappe, um eine Fähre zu erwischen, war das sicherlich etwas üppig, aber – na ja. Nach einer herzlichen Verabschiedung ging es dann los. Die sonst übliche Kälte bekamen wir (zunächst) nicht zu spüren, denn wir waren am nordseitigen Ufer des Fjords unterwegs, was morgens Sonne erhält. Es war geradezu warm, sodass wir schnell die Windstopper auszogen.


Und hinter der nächsten Kurve kam er auch schon. Der Tunnel, den wir irgendwie nicht mehr im Kopf hatten. Und dieser hatte es in sich. Fast 3 Kilometer lang und eine einzige Kältekammer. Nach etwa sieben Minuten war er durchfahren und wir tiefgekühlt. Die darauf folgenden Anstiege nahmen wir daher dankbar an. Und es ging natürlich weiter mit Tunnel…
Radfahrer werden im Norden sehr ernst genommen. Um zu signalisieren, dass sich welche im Tunnel befinden, werden Autofahrer nach dem Drücken eines Knopfes effektiv darauf hingewiesen. Die Tunnel heute hatten alle Steigung, womit wir langsam in die Höhe kletterten.



Trotz Gegenwind kamen wir heute enorm gut voran. Denn hinter jeder Kurve eine neue, positive Überraschung. Sogar derart, dass wir uns irgendwann fragten, ob das alles nicht nur Attrappen und bemalte Leinwände sind. Denn ehrlich gesagt wirkte alles zu perfekt à la Postkarte. Na ja, Norwegen eben. Und sicherlich kein Grund, sich zu beschweren.

Langsam werden es auch mehr von diesen Fischfarmen, die hin und wieder die wilde Küste schmücken. Oder verunstalten, ganz abhängig von der Perspektive.


Da wir heute zwischen den Fähren meist „etwas mehr“ Zeit hatten, als wir brauchten, gab es viele Gelegenheiten zum Abhängen, Quatschen und Blödsinn machen. Und es stand ja schließlich etwas an: die Überquerung des Polarkreises. Leider auf der Fähre, aber SO WHAT!!! ????

Wer hätte es gedacht?! Vielleicht ein Hinweis darauf, wo ich mein Wochenend-Haus mal suchen sollte. Oder selbst bauen, denn was hier in Norwegen möglich wäre angesichts des Holzbestandes, geht in Richtung Blockhütte. Massiv und roh. Viele der Häuser scheinen hier sehr leicht und „wartungsintensiv“ gebaut zu sein. Selten als im Detail würdige Repräsentanten der natürlichen Gegebenheiten.


Die Berge werden mächtiger, der Bewuchs spärlicher und die Natur insgesamt gewaltiger in ihrer gesamten Erscheinung. Noch hält Roberts Theorem vom „immer Besseren“ jeder Prüfung stand.
Unser Fährprogramm funktioniert hervorragend. Zwischen den Überfahrten sind wir aber oft zu schnell, sodass Wartezeiten entstehen. Trotz Reifenpanne vor der zweiten Fähre des Tages. Und dann muss man eben erfinderisch sein. Hier auf dem aufgeheizten Asphalt ein kurzes Entspannungs-Fango in der Hoffnung, dass Robert mich weckt, wenn die Fähre heranschippert. (Er hats getan.)

