Tag 12 – Skaugvoll Camping > Sørvågen (Lofoten)

Unser Nachtlager war auf erstaunlicher Höhe gelegen. Das stellten wir fest, als wir am Morgen kurz nach sieben Uhr mit 60 km/h wieder talwärts fuhren und dabei schon schnattern durften. Ja, man merkt es, wenn man mit jeder Tagesetappe rund einen Breitengrad weiter nach Norden kommt. Es wird kälter.

Noch im warmen Polaris, das uns bis jetzt hervorragende Dienste geleistet hat. Aufgrund der samstaglichen Versorgungspanne hatten wir nicht mehr genug „Raketentreibstoff“ dabei, um uns ordentlich zu kick-starten. Es war dann mehr so ein Diesel in Form von trockenen belegten Brötchen. Was wir auf den ersten 20 Kilometern sehr deutlich zu spüren bekamen.

Der erste Tunnel gleich hinter der ersten Kurve war 3 km lang und wieder einmal sehr kalt. Ohne aufgewärmt zu sein hilft das nicht wirklich, so richtig ins Rennen zu kommen. Total am Schnattern verließen wir ihn, um uns dann freudig an die erste Steigung zu machen. Leider unterschätzten wir diese massiv, weswegen wir unsere warme Kleidung und Windstopper anbehielten. Nach 200 knackigen Höhenmetern kamen wir endlich am Ende des Anstiegs an und waren patschnass geschwitzt. Bei fortwährender Bewölkung und kühlem Wind. Der Fokus lag nun auf einem Café mit Cappuccino und Aufwärmgelegenheit bzw. Möglichkeit zum Trocknen. Auf 60 km müsste sowas doch zu finden sein….

Aber es kam erstmal nichts. Selbst imposante Brücken, die Zivilisation vermuten lassen, waren am Ende nur beeindruckende Monumente im Nirgendwo, ohne jegliche Auftankmöglichkeit. Also weiter im Takt.

Auch die Sonne ließ noch auf sich warten, erste blaue Lücken waren am Horizont erkennbar. Was sicherlich half: sich klarzumachen, dass es trocken war. Und im Trockenen sind alle anderen Unzulänglichkeiten gut auszuhalten.

Und plötzlich aus dem Nichts kam er, der kleine Coop-Supermarkt. In der Hoffnung, dass er nicht klimatisiert ist (leicht möglich, sogar im Norden, denn Norwegen hat offenbar kein Stromproblem), stürmten wir die Filiale.

Auffällig war, dass wir sehr hungrig einkaufen gingen. Entsprechend umfangreich fiel die Beute aus. Und Roberts unglaubliche Ess-Fertigkeiten enttäuschten nicht.

Exkurs zu Roberts Ess-Fertigkeiten:
Der Bursche ist ein Zuckerverbrennungswunder. Innerhalb von sieben Minuten verspeiste er drei Stück Süßgebäck und ein Eis. Ich lediglich eine Lütticher Waffel und ein Croissant. Als er kurze Zeit später noch ein pikantes Blätterteigstück vertilgte, war ich motiviert, auch nochmal etwas zu besorgen. Leider erstmal erfolglos, denn eine deutsche Familie, die vor meinen Augen alle Frischwaren wegkaufte, machte einen Strich durch die Rechnung. Blieben nur noch verpackte Sachen. Robert kaute noch immer, ohne Anzeichen von Sättigung.

Mit vorläufig abgeschlossener Energiezufuhr war der Blick für die Umgebung wieder frei. Und die bot einiges. Die wildere Landschaft lässt vermehrt auch direkt ihre Dynamik erleben. Unser Weg kreuzte viele Wasserwege. Selbst erste kleine Wasserfälle waren direkt aus der Nähe zu erleben. Und das Wasser hier kann man hervorragend trinken – sehr lecker!

Die tiefe Wolkendecke gepaart mit beinahe Windstille brachte eigene faszinierende Szenerien hervor. Diese entfalten am meisten Wirkung, wenn man sich fahrend durch sie hindurchbewegt, wie wir feststellten. So langsam wurden wir wieder trocken. 🙂

An Kitsch nicht zu überbieten – aber so schauts da wirklich aus. Im Nirgendwo dann wieder ein paar Hütten und solch zauberhafte Örtchen.

Hoch motiviert trudeln wir dann in Bodø ein, nur um dann festzustellen, dass die Saison der angepeilten Fähre vorüber ist. Also warten auf die nächste, die etwa drei Stunden später abfährt.

So schlecht war die Perspektive dann auch nicht, denn auf den ganzen 80 km hatten wir tatsächlich kein Café gefunden, dass uns mit einem Cappuccino versorgen konnte. Also ab auf die Suche nach einem Café mit echtem Barista….

Wir wurden schnell fündig und landeten in diesem stylischen Café mit Bistro. Die Betreiber waren äußerst gechillt, denn ihre Arbeit machten sie in völliger Entspannung mit eigener Zeitrechnung. Bestellt, sofort bezahlt und 30-45 Minuten später geliefert.

Oh ja, klar, der Robert sah natürlich die Speisekarte und orderte prompt: einen veganen Guacamole-Burger.

Und wir trafen ein sehr reizendes Pärchen aus Holland, die ebenfalls mit ihren Rädern die Lofoten unsicher machten. Beide Wissenschaftler, daher sehr kurzweilige drei Stunden Wartezeit.

Und hier bereits auf der Überfahrt zu den Lofoten. Robert nur mit der Mindestausrüstung: Smartphone, Forumslader und Kekse.

Die Wetterprognose ist gut, wir werden vermutlich auf unserer eintägigen Durchquerung von sonnigem Wetter begleitet werden.