Tag 16 – Tromsø > Sørkjosen

Der Tag begann äußerst gemütlich… Zumindest, solange wir noch warm dalagen. Als wir dann die Tagesleistung diskutierten und ich darauf bestand, dass wir die „enorme Steigung nach der letzten Fährfahrt“ noch nehmen müssen, kam von Robert nur: „Dann müssen wir aber gleich los!“

Gesagt, getan. Der Saustall, bzw. das Logistikzentrum zum Ausrüstungsmanagement das wir aufgebaut hatten, musste natürlich abgebaut werden. Was etwas Zeit in Anspruch nahm. Als wir von einer etwas schüchternen, jedoch absolut engagierten Rezeptionistin aber auch noch einen wirklich perfekten Cappuccino kredenzt bekamen, kehrte nochmals Entspannung ein. So kamen wir erst um 09:45 Uhr tatsächlich los.

Die Luft roch schon feucht und salzig, leichtes Nieseln gab bereits einen Vorgeschmack auf den Tag. Nach den ersten Kilometern Einstrampeln, unter anderem durch Baustellen und Gematsche hindurch, ging sie auch los, die Nieselei. Wind fast nur von vorn (ich frage mich manchmal, woher der Windmacher weiß, wohin wir wollen) und ein ständiges Nieseln, sodass wir bald zwei feuchte Gesellen auf dem Weg gen Osten waren.

Im Grunde sind die Windsysteme aber ganz einfach. Entlang der Fjorde kanalisiert der Wind in der einen oder eben anderen Richtung. Oder man hat Glück und der Wind weht rechtwinklig zum Fjord, was dann manchmal zur Windstille im Fjord führt. Naja, heute hats eben nicht gepasst.

Insgesamt war das eine nervige Angelegenheit. Einerseits der kalte Gegenwind, der uns neben Merino-Unterwäsche auch in Windstopper-Kleidung zwang und damit den Feuchtigkeitsabtransport stark verringerte. Andererseits die heftige Arbeit am Pedal gegen die Windströmung, die durch die starke Schweißproduktion eben diesen Feuchtigkeitsabtransport eben gebraucht hätte. Schwitzen und Frieren gleichzeitig, was will man mehr!

Dumm waren die Fährzeiten. Durch unser spätes Aufbrechen erreichten wir unsere erste Fähre 90 Minuten zu früh (quasi in deren Mittagspause), was uns dann am verlassenen Hafen mit Windstärke 6 allein herumhängen ließ. Toiletten waren da, was uns Windschutz bot und damit auch Gelegenheit, dass unsere Körperwärme das nasse Zeug etwas trocknet.

Kurzer Blick zwischendurch auf den Gletscher.

Nach 30 Minuten auf der Herrentoilette, die nicht unbedingt nach Rosen roch, wollte Robert Kaffee kochen. Gute Abwechslung! Aber nicht dort, wo es so stank. Also wechselten wir auf die viel geräumigere Damentoilette und bauten dort unseren Coffee-Shop auf. Mit Gaskocher und kleinem Pott wurde Wasser aufgekocht, das dann den Kaffee in der Aeropress auf den Punkt zauberte. Mit viel Fachsimpelei über Brenner, Kaffee und Titangeschirr (nicht zu vergessen die zwei großen Tassen super-fruchtigen Kaffee) verging die Zeit im Fluge und als uns eine staunende Dame dann aus der Toilette warf, kam auch schon die Fähre.

Für den Transit zwischen der ersten und der zweiten Fähre lagen 22 km, für die wir etwa zwei Stunden Zeit hatten. „Super-gemütlich“ dachten wir und radelten noch auf der Rampe los. Was dann kam, war einerseits super und andererseits doof, bzw. verschwenderisch.

Was? Na, wir hatten gewaltigen Rückenwind und ballerten den Fjord entlang. Der Knüller dabei war ein Seeadler, der in nächster Nähe zu uns seine Flugkünste unter Beweis stellte und uns staunend stehen ließ. Ein gewaltiges und anmutendes Tier. Nur war ich zu langsam am Colt bzw. an der Kamera. Gibt leider kein Bild von ihm. Dafür aber von diesem Traumhäuschen, das direkt in seinem Revier stand.

Dann, nach gerade mal 45 Minuten, waren wir da und konnten nur zum Shoppen gehen. Was toll war, denn der Regen war nicht weniger geworden und so konnten wir trocknen. Ein kleines Kaffee war auch noch da, also auf zum Cappuccino! Der war allerdings wie das Wetter. Eine völlig unmotivierte Bedienung stellte uns Cappuccini hin, die ihresgleichen suchen. Ich trank und zuckte mit den Schultern, Robert ließ etwas stehen und meinte, ihm wäre etwas schlecht. (Glaube ich gerne, denn er wollte nicht einmal Süßigkeiten essen, für fast 30 Minuten.)

Als unsere letzte Fährfahrt vorbei war, hatten wir noch etwa 30 Minuten Ruhe. Aber nur im Sinne von „kein Regen“. Der Wind war schon in seiner vollen Pracht aus Nord da. Wir fuhren natürlich auch genau dorthin. Und nach 30 Minuten kamen Niesel und gelegentliche Schauer als Dauerbespaßung dazu.

Was aber toll war: die ätzende E6, auf die wir ab der letzten Fähre angewiesen waren, war deutlich schwächer frequentiert, als wir erwartet hatten. Damit war einigermaßen Ruhe und weniger Autos und Lkw hüllten uns in ihre Gischt beim Überholen. Aber es war kalt. Selbst der kürzeste Stopp machte sich mit etwas Bibbern bemerkbar.

Da der letzte Tunnel für Radler gesperrt war, mussten wir außen herum über den Berg. Das war jedoch großartig, denn beim Aufstieg hatten wir Rückenwind, wie von mir exakt vorhergesehen, und keinen Regen. Und absolut keinen Verkehr. Denn der ging durch den Tunnel.

Somit konnten wir die „alte“ E6 ganz alleine genießen. Hatte etwas für sich. Einen beeindruckenden Wasserfall entdeckten wir auch noch, was im Bild gut zu sehen ist.

Die dann folgende Abfahrt war wirklich gefühlte -4°C kalt. Am Ende wurde alles belohnt mit leckeren Hamburgern. 😉