Heute hat der Robert mal so richtig danebengegriffen mit seiner Prognose. „Stundenlang bergauf mit 12 km/h und Gegenwind bei gelegentlichen Schauern“ sagte er gestern noch, in stolzer Wetterfrosch-Manier. Das nochmal hinzunehmen war dann der Plan für heute. Was dann jedoch auf uns zukam für die letzten 90 km unserer Reise, das hält man nicht aus.

Schon beim ersten Blick aus dem Fenster unserer gemütlichen Wichtel-Unterkunft um 06:90 Uhr am Morgen (ja, klingt besser, als das laxe 07:30 Uhr) befürchteten wir das Schlimmste. Bei blauem Himmel mussten wir auf jeden Fall mit Sonne im Gesicht und warmen Fingern rechnen. Dazu waren die Bäume ziemlich ruhig, was ein heftiger Hinweis auf effizientes Vorwärtskommen ist. Wir stellten uns also schonmal mental darauf ein.
Robert kochte gleich kräftig Kaffee auf, während ich mit einer Gemüsesuppe für 4 Personen am Start war. Nach kurzer Zeit war alles angerichtet (sorry, die Bilder davon haben wir schlicht verschwitzt) und wir saßen brav beim Frühstücken. Als Croutons für die Suppe hatten wir noch Chips vom Vortag – es war ja Kino-Abend mit einem sportlichen Radl-Film über Jonas Deichmann.

Dann legten wir los uns begaben uns auf den Weg, der uns einst von Alta nach Skaidi gebracht hatte. Die Sonne verwöhnte uns von Anfang an, weswegen wir auch gleich auf leichte Kleidung umstellten. Jetzt die ganze Landschaft mal ohne Grau und bei Licht zu sehen, war ebenfalls ein Genuss. Von Sattsehen an der Natur keine Spur…

Offenbar hatten die Norweger wirklich vor, uns einen tollen Aufenthalt zu zaubern. Denn zahlreiche Straßen wurden neu gemacht. Nur waren wir einfach zu schnell. So war ein Teil der Strecke auf dem Hinweg noch von alter Qualität, auf dem Rückweg heute lag neuer Asphalt vor uns. Und um trotz unseres ungeplant verfrühten Eintreffens vor Ort wirklich alles optimal zu gestalten, wurden wir von einem „Follow-Me-Auto“ an der Ampel abgeholt und an der Baustelle entlang gefahren. Exklusiver geht es wirklich nicht.

Als die Kilometer dann nur so runterpurzelten, wurde uns langsam klar, dass sich unsere Reise dem Ende näherte. Eine gemütliche Brotzeit vor der letzten großen Abfahrt ließ nochmals das Gefühl des Draußenseins aufflammen.

Aber spätestens mit dem Erblicken der ersten Häuser Altas realisierten wir es dann. Jetzt ging es noch darum, die Logistik unserer Rückreise in trockene Tücher zu packen. Fahrräder für den Flug zu verpacken ist nämlich eine Herausforderung. Die optimale Lösung besteht im Zerlegen und Verpacken in einen Fahrradkarton, mit dem Fahrradhändler ihre Ware gewöhnlich bekommen. Wir hatten jedoch erfahren, dass unlängst ein internationales Fahrradrennen stattgefunden haben muss (vermutlich ist das North Cape 4000 gemeint), weswegen die ortsansässigen Fahrradläden wohl keine Kartons mehr hätten. Mit dieser Herausforderung im Hinterkopf gingen wir erstmal zum Flughafen, um Details zum Fahrradtransport herauszufinden.

Eine super Auffassung von Fliegen finden wir gleich auf dem Eingangsgelände des Flughafens. Aber mehr, als dass dort niemand so recht Ahnung von Fahrradfracht hatte, fanden wir auch nicht heraus. Knut jedoch, das Altaer Flughafen-Urgestein, gab uns einen heißen Tipp: das Outdoor-Sportgeschäft „Canyon“.
Im Canyon wurden wir gleich von Thomas empfangen, der uns sofort mit seiner unglaublichen Fachexpertise zu allem (!) beeindruckte. Auch nach Schilderung unserer Herausforderung nahm er uns mit in sein Lager, um eine Lösung auszuarbeiten. Wir hatten auch noch Glück, denn es waren gerade zwei neue Fahrräder angekommen und Thomas kritzelte sofort unsere Namen darauf. Problem postwendend gelöst! Danke an Thomas, unseren Helden des Tages.

Nach einem Plausch über allerhand Outdoor-Sachen inklusive Anti-Mücken-Zeug (der Canyon-Shop ist wirklich hervorragend sortiert) gingen wir in die Stadt, um bei einem türkisch-indischen Grill wunderbar zu essen. Und zu bloggen. 😉

Sehr entschleunigt und entspannt stimmten wir uns auf die kommenden Erholungstage ein. Jetzt geht es darum, vom wilden Energie-Tanken wieder auf einen Modus gesunden Essens umzuschalten. Vor allem unsere Muskulatur und unser Immunsystem brauchen jetzt ein umfangreiches Nähstoffsortiment, um alles wieder auf Vordermann zu bringen. Die Oberschenkel sind nach wie vor sehr berührungsempfindlich und haben sicherlich noch einiges nachzuholen.

Von daher war es ziemlich gut, so viele Tage herauszufahren und jetzt Pflegezeit vor Ort zu haben. In diesem Sinne: Landung geglückt!
Nachdem Robert allerdings mit seiner These „Es wird immer noch besser.“ vom ersten Tag an durchweg Recht hatte, erheben wir diese nun zu „Roberts Law“. Gültig für Langstreckenradler im Raum Westküste Norwegen für die Zeit Anfang bis Ende August. Bis zur nachvollziehbaren Falsifizierung genießt dieses Gesetz Gültigkeit.